Schon vor einiger Zeit habe ich einen Post über die Gusstiegel der Wikingerzeit verfasst. In diesem vermutete ich, dass der zapfenartige Fortsatz der in Ribe gefunden Tiegel dem Bronzegießer als Haltegriff für die leichtere Entnahme aus dem Schmelzofen diente.
Dem ist NICHT so. Die Fortsätze der Originaltiegel sind in der Regel viel zu kurz und klobig, um als brauchbarer Griff zu dienen. Darüber hinaus wird ein Tiegel bei 1200 °C (übliche Gusstemperatur) weich, sodass ein solcher Griff sogar abbrechen kann.
Wozu dann also diese seltsame Tiegelform? Nun, die wikingerzeitlichen Tiegel bestandenhauptsächlich aus mit Schamotten und Sand gemagertem Ton, einer Mischung die zwar die hohen Temepraturen eines Gussofens durchaus aushalten kann, aber nicht auf lange Zeit. Die Zapfen dienen dazu, die Tiegelwand an der heißesten Stelle des Ofens, nämlich da, wo die Luftdüse sitzt, vor dem Durchschmelzen zu schützen. Desweiteren hilft die Form dabei, die an der Düse entstehende Hitze gleichmäßig um den Tiegel herum zu transportieren.
Und weil es gerade so passend ist, eine kleine Übersicht wikingerzeitlicher Tiegelfunde:
Sven's Haithabureise
Donnerstag, 18. Juli 2013
Montag, 15. Juli 2013
Bronzeguss in Haithabu
Vergangenes Wochenende hat sich ein von mir lange gehegter Wunsch erfüllt: zusammen mit meiner Gruppe Hrafns-Skari haben wir dem Namen dieses Blogs alle Ehre gemacht und unser Zeltlager auf dem Sommermarkt in Haithabu aufgeschlagen.
Zwar war es nicht das erste mal, dass ich auf dem Gelände war, aber nun das erste mal als mitwirkender Akteur. Diese Chance nutzten Fjørgyn und ich natürlich, um weiter an unseren Bronzeguss-Fähigkeiten zu feilen.
Als wahrer Glücksfall stellte sich die Anwesenheit von Ken Ravn Hedegaard heraus (ja, genau der mit dem Rezept aus dem vorangegangen Post). Dieser stellte sich nicht nur als unerschöpfliche Quelle in Punkto historischer Bronzeguss heraus, er war auch extrem nett und hilfsbereit und erklärte sich sogar dazu bereit, am Sonntag mit mir zusammen ein paar Gussversuche zu unternehmen.
Zwar war es nicht das erste mal, dass ich auf dem Gelände war, aber nun das erste mal als mitwirkender Akteur. Diese Chance nutzten Fjørgyn und ich natürlich, um weiter an unseren Bronzeguss-Fähigkeiten zu feilen.
Unsere Bronzegusswerkstatt beim Sommermarkt
Als wahrer Glücksfall stellte sich die Anwesenheit von Ken Ravn Hedegaard heraus (ja, genau der mit dem Rezept aus dem vorangegangen Post). Dieser stellte sich nicht nur als unerschöpfliche Quelle in Punkto historischer Bronzeguss heraus, er war auch extrem nett und hilfsbereit und erklärte sich sogar dazu bereit, am Sonntag mit mir zusammen ein paar Gussversuche zu unternehmen.
Ken und Sven beim Fachsimpeln
Ausbaufähige, aber gute Gussergebnisse
Alles in Allem war der Sommermarkt eine tolle Veranstaltung, die für
mich dank neu gewonnener Erfahrungen und Kens Ratschlägen sehr
bereichernd war. Nächstes Jahr gerne wieder!
Donnerstag, 27. Juni 2013
Keine Form ohne Formlehm - eine Rezeptur
Ohne diese klebrige, leicht muffige Masse wäre ein gelungener Bronzeguss nicht möglich - der Formlehm. Aus ihm werden die Gussformen hergestellt, in die später die flüssige Bronze gegossen wird. Dabei muss der Lehm einige sehr spezifische Eigenschaften besitzen, um ein optimales Gussergebnis erreichen zu können.
Dank Arnulf von der Sippe Gunturson bin ich nach langer Suche endlich an den hervorragenden Artikel des Archäologen und begnadeten Bronzegiessers Ken Ravn Hedegaard, "Casting Trefoil Brooches" gelangt, in dem er sein Rezept für einen optimalen Formlehm veröffentlicht hat:
Wozu 50% Pferde- bzw. Kuhmist? Ganz einfach, die Ausscheidungen bestehen zum größten Teil aus kleinstem organischen Material. Beim Brennen der Gussform verbrennt dieses und lässt eine poröse Struktur zurück. Dadurch kann beim Gussvorgang die Luft aus der Form besser entweichen, was wiederrum eine optimale Verteilung des flüssigen Metalls ermöglicht. Die Schamotte und die Tierhaare hingegen sorgen für eine rissfreie und stabile Abtrocknung der Gussform.
Keine Frage dass ich das Rezept umgehen ausprobieren musste, Ergebnisse gibt es in kürze. Viel Spaß beim Matschen!
* Hedegaard, Ken Ravn, "Casting Trefoil Brooches" in "Viking Heritage Magazine 1/2005"
Dank Arnulf von der Sippe Gunturson bin ich nach langer Suche endlich an den hervorragenden Artikel des Archäologen und begnadeten Bronzegiessers Ken Ravn Hedegaard, "Casting Trefoil Brooches" gelangt, in dem er sein Rezept für einen optimalen Formlehm veröffentlicht hat:
"Actually the main content of these moulds was horse or cow dung, fresh from animals at pasture. I prefer horse dung, but I am sure cow dung was used more in the Viking Age. You also need hair – horsehair is good, but human hair works fine too. The clay has to be free from lime and as fine-grained as possible. Then you need some chamotte to temper the mixture. Here you reuse old used moulds (crushed pottery when no old moulds are at hand). I normally go for a mixture of 50% dung, 35–40% clay, 8–12% chamotte and some 3% hair (ca. volume). If in doubt, add more dung and hair, not more clay."*
Wozu 50% Pferde- bzw. Kuhmist? Ganz einfach, die Ausscheidungen bestehen zum größten Teil aus kleinstem organischen Material. Beim Brennen der Gussform verbrennt dieses und lässt eine poröse Struktur zurück. Dadurch kann beim Gussvorgang die Luft aus der Form besser entweichen, was wiederrum eine optimale Verteilung des flüssigen Metalls ermöglicht. Die Schamotte und die Tierhaare hingegen sorgen für eine rissfreie und stabile Abtrocknung der Gussform.
Keine Frage dass ich das Rezept umgehen ausprobieren musste, Ergebnisse gibt es in kürze. Viel Spaß beim Matschen!
* Hedegaard, Ken Ravn, "Casting Trefoil Brooches" in "Viking Heritage Magazine 1/2005"
Dienstag, 25. Juni 2013
Ein Frauenmantel in Anlehnung an die Haithabufunde
Die Frage nach einem Mantel als
Bestandteil der wikingerzeitlichen Frauentracht hat Fjørgyn schon
lange beschäftig. Nicht nur weil sie sich für das Thema an sich
interessiert, sondern auch, weil ihr Abends trotz Lagerfeuer immer
wieder zu kalt war.
Der bei vielen Darstellern allseits
beliebte Rechteckmantel kann im allgemeinen wohl eher als
Statussymbol wohlhabender und herrschender Männer betrachtet werden
und kam somit nicht in Frage. Aus dem Fundkomplex der
wikingerzeitlichen Handelssiedlung Birka gibt es jedoch Hinweise auf
ein nach vorne offenes Frauengewand1.
So entschloss sich Fjørgyn kurzerhand
einen solchen Mantel in Anlehnung an jene Textilreste aus dem Hafen
von Haithabu anzufertigen, die als Fragmente der Frauenobertunika
angesprochen werden. Aufgrund des dürftigen Fundmaterials kann nicht
eindeutig belegt werden, ob diese ursprünglich vorne offen oder
geschlossen war.
Bedeutend für ein mögliches
Schnittmuster waren vor allem die als Keilstücke (Gere) gedeuteten
Fragmente, die von einem etwa knöchellangen, künstlich eingefärbtem
Gewand in Gleichgratköperbindung 2/2 stammen. (Frag. 6A-B, 21A-B).
Diese lassen aufgrund ihrer umgeschlagen Saumkante und Nähte auf ein
mit einem Futterstoff und Besatzstreifen versehenes Kleidungsstück
schließen.
Fragmente 6A & 6B
Fragmente 21A & 21B
Als Ärmel des Mantels kam das gut
erhaltene Ärmelfragment 57 in Frage, welches ich in diesem Beitragbereits genauer beschrieben habe. Aufgrund der Modelung des Ansatzes
kann von einem zur Schulter hin eingezogenem Ärmelausschnitt am
Rumpf des Gewandes ausgegangen werden. Dieses von Hägg aufgrund der
Länge von 58cm als Armteil eines Männergewandes angesprochene
Fragment kann jedoch wegen seines eingezogen Schnittes durchaus auch
Teil eines von einer Frau getragenen Kleidungsstück stammen, da
dieser eine solche Länge erfordert.
Für die Herstellung des Mantels
entschied sich Fjøergyn für einen naturbraunen Wollköper in
Gleichgratbindung sowie einen mit Eichenrinde gefärbten, ebenfalls
gleichgratbindigen Wollköper als Futterstoff. Für die Teilstücke
des Ärmelsschnittes wählte sie sich aufgrund der stark dunklen
Färbung des Orignalfragmentes für einen mit Indigo gefärbten
Stoff.
Die Vorderseite des Mantels überlappt
auf der einen Seite und wird mit einer Fibel geschlossen. Dies steht
im Gegensatz zu dem von Hägg vermuteten, mittig geschlitzten Mantel
und bleibt spekulativ.
Gesamtansicht des Mantels
Detailansicht des Halsausschnittes
Detailansicht Ärmelkonstruktion außen...
...und innen
weitere Details
1 Hägg,
Inga - Mantel och kjortel i vikingatidens dräkt
Mittwoch, 29. Mai 2013
Neue Überlegungen zur Haithabu-Untertunika
Derzeit recherchiere ich zur
Konstruktion der Obertunika aus den Textilfunden von Haithabu. Bei
meinen Nachforschungen bin ich auf Ergebnisse gestoßen, die mich
meinen Rekonstruktionsvorschlag zur Untertunika
nochmals überdenken lassen.
Aus dem Hafen von Haithabu gibt es zwei
Fragmente (Nr. 66 und 67), die aufgrund ihrer Konstruktionsweise auf
eine Obertunika mit gespaltenem Rockteil hinweisen. Der Schurz eines
solchen Gewandes ist also nicht komplett bis zum unteren Saum
geschlossen sondern mit Schlitzen versehen, die dem Träger eine
größere Bewegungsfreiheit ermöglichen.
Tatsächlich gibt es auf dem Teppich
von Bayeux mehrere Abbildungen von Männern, die eindeutig eine
solche Tunika mit gespaltenem Rockteil tragen.
Zur Konstruktion der Obertunika werde
ich demnächst einen eigenen Post verfassen, hier soll es nun ja
eigentlich um die Untertunika gehen:
Stutzig gemacht hat mich die
Darstellung eines Mannes, der mit einer Breitaxt einen Baum behaut.
Bei dem auf einem Baumstamm sitzenden
Mann ist deutlich der Schnitt des Unterteils seiner Tunika zu
erkennen. Diese scheint bis zur Hüfte gespalten zu sein, sodass man
die Hosenbeine bis zum Bund sehen kann. Dies ist nur möglich, wenn
auch das Untergewand des Mannes ebenso gespalten ist wie die
Obertunika.
Dies führt mich zurück zum Fragment
55A, das wohl vom Schurzteil einer Untertunika stammt. Zwischen den
Teilfragmenten c und d findet sich eine schlitzförmige Öffnung, die
nach unten hin abgerissen ist. Diesen habe ich als fragmentarischen
Rest eines Tascheneingriffs interpretiert und rekonstruiert. Ähnliche
Konstruktionen gibt es bei Gewandresten aus Herjolfnes auf Grönland.
Aufgrund der Abbildung der gespaltenen
Männerhemden auf dem Teppich von Bayeux könnte es ich bei der
Schlitzöffnung von Fragment 55A aber durchaus auch um den Schurzteil
einer gespaltenen Untertunika handeln.
Fragment 55A mit schlitzförmiger Öffnung
Die Anzahl der Schlitze im Schurzteil
des Gewandes lässt sich leider anhand der Abbildungen nicht exakt
bestimmen. Der auf dem Baum sitzende Mann könnte eine Tunika tragen,
die sowohl vorn, hinten wie auch an den Seiten einen Schlitz
aufweist. Bei den anderen, oben gezeigten Abbildungen lässt sich
immerhin ein Schlitz an der Vorderseite des Gewandstückes erkennen.
Sven
Sven
Montag, 20. Mai 2013
Messer und Lederscheide
Nachdem ich mehrere Jahre mit einem immer wieder stumpf werdenden Messer mit nicht-so-authentischer Klinge unterwegs war, wurde es Zeit für etwas neues.
Da ich Schmiedetechnisch eher zwei linke Daumen habe (wie ein kleiner Krankenhausaufenthalt letztes Jahr in Ribe beweist) habe ich eine passende Klinge über das Internet erstanden. Dabei handelt es sich um eine Klinge nach Typ 3 aus den Funden von Haithabu.
Allzweckmesser und Lederscheide
Da ich Schmiedetechnisch eher zwei linke Daumen habe (wie ein kleiner Krankenhausaufenthalt letztes Jahr in Ribe beweist) habe ich eine passende Klinge über das Internet erstanden. Dabei handelt es sich um eine Klinge nach Typ 3 aus den Funden von Haithabu.
Klingentypen aus dem Fundkomplex von Haithabu
Quelle: "Die Eisenfunde von Haithabu"
Den dazugehörigen Messergriff habe ich von der begabten Kunstschnitzerin Doreen (http://www.das-greiftier.de/) nach Vorlage der Messergriff-Funde anfertigen lassen. Dieser besteht, wie die meisten Messergriffe aus dem Fundkomplex, aus Eschenholz.
Eine Auswahl von Messergriffen
Quelle: "Die Holzfunde von Haithabu"
Verteilung der Messergriffe nach Holzart
Quelle: "Die Holzfunde von Haithabu"
Um das Messer entsprechend zu Verstauen fertigte ich noch eine passende Lederscheide an. Diese besteht, wie die meisten erhaltenen Originale (11 von 31 Exemplaren), aus Ziegenleder. Dieses wurde mit Leinengarn um das Messer genäht und anschließend in Form geschnitten. Ein kleines Lederband dient zur Aufhängung am Gürtel.
Lederfutterale aus Haithabu
Quelle "Die Lederfunde von Haithabu"
Ein kleines Projekt, aber ein praktischer Alltagshelfer!
Sven
Montag, 8. April 2013
Rekonstruktion einer Haithabu-Untertunika (Teil 2)
Liebe Leser,
lange ist hier auf diesem Blog nichts mehr passiert, was vor allem daran lag, dass Fjoergyn und ich für ein halbes Jahr durch Asien gereist sind und somit das Reenactment-Hobby erstmal auf Eis lag.
Nun sind wir aber endlich wieder zurück und möchten natürlich weiterhin mit Euch unsere Erfahrungen und Ergebnisse austauschen - es geht also wieder los!
Den Anfang macht ein Artikel, der, wie ich weiß, schon sehr lange von vielen ertwartet wird. Schon vor über einem Jahr habe ich mit der Recherche- und Rekonstruktionsarbeit zu einer Untertunika nach dem Fundkomplex aus Haithabu begonnen (zu lesen hier). Inzwischen ist sie fertig und ich will Euch das Ergebnis nicht vorenthalten.
Zunächst jedoch einmal: Asche auf mein Haupt! Eigentlich hatte ich geplant, den Stoff für die Tunika von Hand auf meinem Gewichtswebstuhl zu weben. Allerdings hat sich schon beim Aufschären der Kettfäden gezeigt, dass das von mir gewähte Garn leider völlig unbrauchbar war und viel zu schnell riss. Also habe ich mich doch für einen maschinell gewebten Wollstoff in Leinwandbindung entschieden. Dabei achtete ich darauf, dass dieser in Fadenstärke mit den Textilfragmenten aus dem Fundkomplex übereinstimmten, also je 10 Kett- bzw. Schussfäden auf 1cm Breite. Dieser wurde, wie bereits im ersten Artikel vorgeschlagen, mit Walnussschalen braun gefärbt und anschließend zugeschnitten. Vernäht wurde sie mit gezwirntem Wollgarn.
Bei einem Musterversuch aus günstigem Baumwollstoff musste ich jedoch feststellen, dass der geplante Ärmel nach Fragment 57 in Form und Stil nicht zum gesamten Gewand passte. Während der Oberteil der Tunika eng und körpernah geschnitten ist, stellte sich der rekonstruierte Ärmel als eher weit und schlabberig im bereich der Handgelenke heraus. So entschied ich mich im Sinne der Gesamtoptik für einen fgurbetonenden, trapezförmigen Ärmelschnitt mit leicht bogenförmig eingezogenen Seiten.
Der Rockteil der Tunika wurde wie geplant aus zusammengesetzten Trapezen und Dreiecken konstruiert, inklusive des Tascheneingriffs auf der linken Seite des Schoßes. Die Gesamtlänge des unteren Saums entspricht etwa 2 Metern, was zu einem stark auslaufenden Rockschoß mit guter Bewegungsmöglichkeit fürt. Der Schnitt mit engem Hüftmaß und breitem Abschlusssaum erinnert somit stark an die auf dem Teppich von Bayeux dargestellten Tuniken (wobei es sich dabei sicher um Obertuniken handeln dürfte).
In diesem Sinne, danke für das lange Warten, es wird demnächst wieder häufiger etwas zu lesen geben!
Sven
lange ist hier auf diesem Blog nichts mehr passiert, was vor allem daran lag, dass Fjoergyn und ich für ein halbes Jahr durch Asien gereist sind und somit das Reenactment-Hobby erstmal auf Eis lag.
Nun sind wir aber endlich wieder zurück und möchten natürlich weiterhin mit Euch unsere Erfahrungen und Ergebnisse austauschen - es geht also wieder los!
Den Anfang macht ein Artikel, der, wie ich weiß, schon sehr lange von vielen ertwartet wird. Schon vor über einem Jahr habe ich mit der Recherche- und Rekonstruktionsarbeit zu einer Untertunika nach dem Fundkomplex aus Haithabu begonnen (zu lesen hier). Inzwischen ist sie fertig und ich will Euch das Ergebnis nicht vorenthalten.
Zunächst jedoch einmal: Asche auf mein Haupt! Eigentlich hatte ich geplant, den Stoff für die Tunika von Hand auf meinem Gewichtswebstuhl zu weben. Allerdings hat sich schon beim Aufschären der Kettfäden gezeigt, dass das von mir gewähte Garn leider völlig unbrauchbar war und viel zu schnell riss. Also habe ich mich doch für einen maschinell gewebten Wollstoff in Leinwandbindung entschieden. Dabei achtete ich darauf, dass dieser in Fadenstärke mit den Textilfragmenten aus dem Fundkomplex übereinstimmten, also je 10 Kett- bzw. Schussfäden auf 1cm Breite. Dieser wurde, wie bereits im ersten Artikel vorgeschlagen, mit Walnussschalen braun gefärbt und anschließend zugeschnitten. Vernäht wurde sie mit gezwirntem Wollgarn.
Die fertige Tunika (ungebügelt :-D )
tiefer, runder Halsausschnitt ohne Schlitz
Bei einem Musterversuch aus günstigem Baumwollstoff musste ich jedoch feststellen, dass der geplante Ärmel nach Fragment 57 in Form und Stil nicht zum gesamten Gewand passte. Während der Oberteil der Tunika eng und körpernah geschnitten ist, stellte sich der rekonstruierte Ärmel als eher weit und schlabberig im bereich der Handgelenke heraus. So entschied ich mich im Sinne der Gesamtoptik für einen fgurbetonenden, trapezförmigen Ärmelschnitt mit leicht bogenförmig eingezogenen Seiten.
Schnittmuster des Ärmels
Der Rockteil der Tunika wurde wie geplant aus zusammengesetzten Trapezen und Dreiecken konstruiert, inklusive des Tascheneingriffs auf der linken Seite des Schoßes. Die Gesamtlänge des unteren Saums entspricht etwa 2 Metern, was zu einem stark auslaufenden Rockschoß mit guter Bewegungsmöglichkeit fürt. Der Schnitt mit engem Hüftmaß und breitem Abschlusssaum erinnert somit stark an die auf dem Teppich von Bayeux dargestellten Tuniken (wobei es sich dabei sicher um Obertuniken handeln dürfte).
Schoßteil der Tunika
Tascheneingriff
Tuniken auf dem Teppich von Bayeux
In diesem Sinne, danke für das lange Warten, es wird demnächst wieder häufiger etwas zu lesen geben!
Sven
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