Mittwoch, 29. Mai 2013

Neue Überlegungen zur Haithabu-Untertunika

Derzeit recherchiere ich zur Konstruktion der Obertunika aus den Textilfunden von Haithabu. Bei meinen Nachforschungen bin ich auf Ergebnisse gestoßen, die mich meinen Rekonstruktionsvorschlag zur Untertunika nochmals überdenken lassen.

Aus dem Hafen von Haithabu gibt es zwei Fragmente (Nr. 66 und 67), die aufgrund ihrer Konstruktionsweise auf eine Obertunika mit gespaltenem Rockteil hinweisen. Der Schurz eines solchen Gewandes ist also nicht komplett bis zum unteren Saum geschlossen sondern mit Schlitzen versehen, die dem Träger eine größere Bewegungsfreiheit ermöglichen.
Tatsächlich gibt es auf dem Teppich von Bayeux mehrere Abbildungen von Männern, die eindeutig eine solche Tunika mit gespaltenem Rockteil tragen.





Zur Konstruktion der Obertunika werde ich demnächst einen eigenen Post verfassen, hier soll es nun ja eigentlich um die Untertunika gehen:
Stutzig gemacht hat mich die Darstellung eines Mannes, der mit einer Breitaxt einen Baum behaut.
Bei dem auf einem Baumstamm sitzenden Mann ist deutlich der Schnitt des Unterteils seiner Tunika zu erkennen. Diese scheint bis zur Hüfte gespalten zu sein, sodass man die Hosenbeine bis zum Bund sehen kann. Dies ist nur möglich, wenn auch das Untergewand des Mannes ebenso gespalten ist wie die Obertunika.



Dies führt mich zurück zum Fragment 55A, das wohl vom Schurzteil einer Untertunika stammt. Zwischen den Teilfragmenten c und d findet sich eine schlitzförmige Öffnung, die nach unten hin abgerissen ist. Diesen habe ich als fragmentarischen Rest eines Tascheneingriffs interpretiert und rekonstruiert. Ähnliche Konstruktionen gibt es bei Gewandresten aus Herjolfnes auf Grönland.
Aufgrund der Abbildung der gespaltenen Männerhemden auf dem Teppich von Bayeux könnte es ich bei der Schlitzöffnung von Fragment 55A aber durchaus auch um den Schurzteil einer gespaltenen Untertunika handeln.



Fragment 55A mit schlitzförmiger Öffnung


Die Anzahl der Schlitze im Schurzteil des Gewandes lässt sich leider anhand der Abbildungen nicht exakt bestimmen. Der auf dem Baum sitzende Mann könnte eine Tunika tragen, die sowohl vorn, hinten wie auch an den Seiten einen Schlitz aufweist. Bei den anderen, oben gezeigten Abbildungen lässt sich immerhin ein Schlitz an der Vorderseite des Gewandstückes erkennen.

Sven


Montag, 20. Mai 2013

Messer und Lederscheide

Nachdem ich mehrere Jahre mit einem immer wieder stumpf werdenden Messer mit nicht-so-authentischer Klinge unterwegs war, wurde es Zeit für etwas neues.

Allzweckmesser und Lederscheide


Da ich Schmiedetechnisch eher zwei linke Daumen habe (wie ein kleiner Krankenhausaufenthalt letztes Jahr in Ribe beweist) habe ich eine passende Klinge über das Internet erstanden. Dabei handelt es sich um eine Klinge nach Typ 3 aus den Funden von Haithabu.



Klingentypen aus dem Fundkomplex von Haithabu
Quelle: "Die Eisenfunde von Haithabu"


Den dazugehörigen Messergriff habe ich von der begabten Kunstschnitzerin Doreen (http://www.das-greiftier.de/) nach Vorlage der Messergriff-Funde anfertigen lassen. Dieser besteht, wie die meisten Messergriffe aus dem Fundkomplex, aus Eschenholz.


Eine Auswahl von Messergriffen
Quelle: "Die Holzfunde von Haithabu"


Verteilung der Messergriffe nach Holzart
Quelle: "Die Holzfunde von Haithabu"



Um das Messer entsprechend zu Verstauen fertigte ich noch eine passende Lederscheide an. Diese besteht, wie die meisten erhaltenen Originale (11 von 31 Exemplaren), aus Ziegenleder. Dieses wurde mit Leinengarn um das Messer genäht und anschließend in Form geschnitten. Ein kleines Lederband dient zur Aufhängung am Gürtel.


Lederfutterale aus Haithabu
Quelle "Die Lederfunde von Haithabu"


Ein kleines Projekt, aber ein praktischer Alltagshelfer!

Sven