Der bei vielen Darstellern allseits
beliebte Rechteckmantel kann im allgemeinen wohl eher als
Statussymbol wohlhabender und herrschender Männer betrachtet werden
und kam somit nicht in Frage. Aus dem Fundkomplex der
wikingerzeitlichen Handelssiedlung Birka gibt es jedoch Hinweise auf
ein nach vorne offenes Frauengewand1.
So entschloss sich Fjørgyn kurzerhand
einen solchen Mantel in Anlehnung an jene Textilreste aus dem Hafen
von Haithabu anzufertigen, die als Fragmente der Frauenobertunika
angesprochen werden. Aufgrund des dürftigen Fundmaterials kann nicht
eindeutig belegt werden, ob diese ursprünglich vorne offen oder
geschlossen war.
Bedeutend für ein mögliches
Schnittmuster waren vor allem die als Keilstücke (Gere) gedeuteten
Fragmente, die von einem etwa knöchellangen, künstlich eingefärbtem
Gewand in Gleichgratköperbindung 2/2 stammen. (Frag. 6A-B, 21A-B).
Diese lassen aufgrund ihrer umgeschlagen Saumkante und Nähte auf ein
mit einem Futterstoff und Besatzstreifen versehenes Kleidungsstück
schließen.
Fragmente 6A & 6B
Fragmente 21A & 21B
Als Ärmel des Mantels kam das gut
erhaltene Ärmelfragment 57 in Frage, welches ich in diesem Beitragbereits genauer beschrieben habe. Aufgrund der Modelung des Ansatzes
kann von einem zur Schulter hin eingezogenem Ärmelausschnitt am
Rumpf des Gewandes ausgegangen werden. Dieses von Hägg aufgrund der
Länge von 58cm als Armteil eines Männergewandes angesprochene
Fragment kann jedoch wegen seines eingezogen Schnittes durchaus auch
Teil eines von einer Frau getragenen Kleidungsstück stammen, da
dieser eine solche Länge erfordert.
Für die Herstellung des Mantels
entschied sich Fjøergyn für einen naturbraunen Wollköper in
Gleichgratbindung sowie einen mit Eichenrinde gefärbten, ebenfalls
gleichgratbindigen Wollköper als Futterstoff. Für die Teilstücke
des Ärmelsschnittes wählte sie sich aufgrund der stark dunklen
Färbung des Orignalfragmentes für einen mit Indigo gefärbten
Stoff.
Die Vorderseite des Mantels überlappt
auf der einen Seite und wird mit einer Fibel geschlossen. Dies steht
im Gegensatz zu dem von Hägg vermuteten, mittig geschlitzten Mantel
und bleibt spekulativ.
Gesamtansicht des Mantels
Detailansicht des Halsausschnittes
Detailansicht Ärmelkonstruktion außen...
...und innen
weitere Details
1 Hägg,
Inga - Mantel och kjortel i vikingatidens dräkt
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