Doch gerade für Haithabu ist es gar nicht schwer, eine authentische Alternative zu finden. Im Komplex der Textilfunde aus Haithabu findet sich unter anderem ein gut erhaltenes Reststück eines Beinlings/Gamasche (Fragment 2)
Das Beiling-Fragment aus Haithabu. Es wurde vermutlich nach dem das Loch am Knie (unterer Teil) entstand ausgesondert und als Teerlappen weiterverwendet.
Quelle: Inga Hägg - "Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu"
Das Fragment besteht aus zwei Teilen (a und b), die mit einer Kappnaht zusammengefügt worden sind. Diese Nahtkonstruktion ist sehr bezeichnend, denn sie kommt in Haithabu ausschließlich bei Beinlingfragmenten vor (es gibt noch weitere). Das verwendete Material ist ein naturbrauner Gleichgratköper 2/2. Der Verlauf der Kettfäden in den Teilen a und b unterscheided sich dabei. Während die Kette im Teil a Quer zur Höhe des Kleidungsstück liegt, verläuft sie in Teil b parallel zur Höhe des Beinlings. Ob das Kleidungsstück ähnlich wie beim Hosenfund von Thorsberg einen Füßling besaß oder am Knöchel gerade abschloss lässt sich heute nicht mehr feststellen.
Am oberen Ende des Fragments, das vermutlich auf der Mitte des Oberschenkels abschloss, wurde ein Lederband angeknüpft. Dieses diente wohl dazu, den Beinling am Gürtel oder der Unterhose (?) zu befestigen, wie es auch in der Mode des hohen und späten Mittelalters der Fall war. Auf der Rückseite des Beins wurde das Kleidungsstück parallel zur Wade mit einem Überwendlichstich zusammengefügt. Der Saum an der Oberkante wurde ebenfalls mit einem Überwendlichstich versäubert. Beim Nähgarn handelt es sich um einen zweifädigen Wollzwirn.
Aus der Beschreibung des Fragments lässt sich somit folgendes Schnittmuster ableiten:
Für meine Rekonstruktion entschied ich mich für einen geraden Abluss des Beinlings ohne Füßlinge. Die Beinlinge stimmen in Material, Webart und -dichte, Nahtkonstruktionen und Nähgarn mit Fragment 2 überein. Das Lederband besteht aus einem Ziegenleder, welches mir der Schuhmacher Snorri Varnarsson vermacht hat. Dieses ähnelt in der Qualität sehr dem zur Wikingerzeit verwendeten Leder.
Nahaufnahme der Nahtkonstruktion von der Rückseite. Deutlich zu sehnen sind hier die Kappnaht (von links oben nach rechts unten) sowie die Außenseite des verbindenen Überwendlichstichs (von links unten nach rechts oben)
Es gibt sie also - die authentische Hosenlösung für Männer!
Sven
Einziger wehmutstropfen ist dass absolut nichts gefunden wurde was als Unterhose/Bruche interprettiert wurde.
AntwortenLöschenDem gegenüber steht ein ganzer Schwung Fragmente die als Teile von Hosen nach dem Thorsbergschnitt interprettiert wurden.
Ich halte die Gefunden Beinlinge für ein Kleidungsstück das die selbe Funktion wie Beinwickel erfüllte.
Aber das ist nur meine Auslegung^^ und ich bin kein Archeologe oder so sondern hab auch nur die Grabungsberichte gelesen.
Nicht ganz unbeachtet darf man in diesem Zusammenhang die zeitliche Darstellung vergessen. Was im 8. Jahrhundert getragen wurde muß nicht im 11. Jahrhundert noch getragen worden sein.
AntwortenLöschenLetztlich sind die Beinlinge genau wie die Thorsberghose nur eine Interpretation der Fundstücke.
Aber sie sind auf jeden Fall angebrachter als die Pluderhosen.
Schöner Aufsatz
Gruß
Dankward
Wobei Frau Hägg einige der Fragmente die ich meine als Pluderhosen im Thorsbergschnitt interpretiert.
LöschenUnd selbstverständlich hast du recht damit dass die Zeitliche Entwicklung natürlich auch mit einbezogen werden muss.
Danke Darkdreamer und Dankward für eure Beiträge.
AntwortenLöschen@ Darkdreamer: Dass Beinlinge statt Wickelgamaschen über der Hose getragen wurden kann durchaus sein, mir fällt kein Belgeg dafür noch dagegen ein.
@ Dankward: hast du evtl. genauere Kenntnisse, wann welche Moden in Haithabu aufkamen? Beinlinge waren sowohl bereits vor der Wikingerzeit bekannt, sind aber auch auf dem Teppich von Bayeux abgebildet sowie natürlich für spätere Jarhunderte belegt. Dass das Fragment 2 also einen Langstrumpf darstellt kann als gesichert gel@ Daten. Die Rekonstruktion bleibt - wie so vieles - jedoch natürlich eine Interpretation.
@ Sven
LöschenNein, leider habe ich keine Kenntnisse davon wann welche Moden in Haithabu aufkamen. Ich hatte so was mal im Zusammenhang mit den Siedlungen in Grönland gelesen. Das war aber wohl in einem Museum in Island. Falls ich das aber doch noch in meinen Quellen finde, lasse ich es Euch wissen.Ich bin schon am quer lesen.
Was mich immer am meisten bei den Pluderhosen stört ist das massige Auftreten in der Szene, das steht in keinem Zusammenhang mit der damaligen Wirklichkeit, auch und schon gar nicht in Haithabu.
Aber nicht das ihr jetzt denkt ich wollte den Beitrag von Sven tot diskutieren, denn den finde ich recht gut.
LG
Dankward
I have a question - how long these hose are? Or maybe you could post some photos of someone wearing them? I would like to make this part of clothing too :)
AntwortenLöschenHey Blazej and sorry for the late reply :-/
AntwortenLöschenThe Beinlinge reach from the ancles to the middle of the upper legs. I have no picture of myself wearing them, but I found one of a reenactor, wearing a similiar reconstruction. Have a look at the warrior with the red/yellow tunic and green hood: http://www.rundschild.com/index.php?option=com_joomgallery&func=watermark&id=23285&catid=229&orig=1&no_html=1&Itemid=54
Hallo Sártir,
AntwortenLöschender Stoff kam von naturtuche.de :-)
Gruß, Sven
Moin,
AntwortenLöschenso muss mal diesen Beitrag wieder ausgraben. Bin halt auf der Suche nach Infos für die Beinlinge hier gelandet. Sagmal, wie kämpft es sich in denen? Auf dem Bild von dir, trägst du, soweit ich das richtig sehe keine Beinschienen oder so. Diese Beinlinge sind och aber recht eng. Bekommste da irgendwelche Protektoren unter? Gruß Tyrgad